Konzerte
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Bilder der “Rendez-vous”-Tour 1998:
Ein magischer Abend VON MANFRED KIRSCH Bis zum Abend des 22.02.2000 hatte ich geglaubt, dass die dichte und heiße Atmosphäre des Konzerts anlässlich des Mainzer Zeltfestivals im Sommer 1998 (05.07.1998) nicht zu überbieten ist. Irrtum! Eine Patricia in absoluter Hochform begeisterte ihr Publikum vom ersten Lied ("La clé") an. Der Funke sprang sofort über. Patricia nannte es selbst "Magie". Der ganze Saal gehorchte ihr aufs Wort. Als sie das Publikum aufforderte, so laut zu sein, wie es nur kann, bebt die Alte Oper in ihren Grundfesten. Wer sich an das Frankfurter Publikum vom Konzert in der Alten Oper der "Je te dis vous" - Tour (28.10.1993) erinnern kann, konnte eine Wandlung vom "Kühlschrank" zum "Vulkan" feststellen. Nach mehr als zwei Stunden beendete Patricia das Konzert mit dem Lied "Avec le temps" von Léo Ferré. Ein unvergleichliches Ereignis war vorbei. Mir fehlen die Worte, um es detaillierter beschreiben zu können ("Il me manque les mots ..."). Es war das bisher beste Konzert von Patricia, dass ich gesehen habe. Ich werde jedoch nicht behaupten, dass man diese Atmosphäre nicht noch überbieten kann. Patricia kann das immer wieder.
Zeitungsberichte
vom Konzert in Frankurt: Zeitungsbericht vom Konzert in
Bielefeld:
Zwischen den Welten: Die
französische Sängerin Patricia Kaas in der Alten Oper Von Hans-Jürgen Linke Patricia Kaas trägt jetzt auch
diese Schlaghosen, die sie damals als kleines Mädchen bei den großen Mädchen
gesehen hat, dazu ein bauchfreies Top. Sie liebe Mode, hat sie in einem
Interview gesagt. Trotzdem zieht sie sich im Laufe des Abends in der Alten Oper
nur zweimal um; das ist inzwischen das Minimum. Über ihrer Gürtellinie kann
man beobachten, wie prima sie beim Singen die Bauchatmung handhabt. Später erwähnt
sie auch ihr Glitzerpuder. Außerdem sagt sie, dass das Publikum ihr helfe, ihre
eigenen Lieder zu fühlen und bedankt sich mehrfach in charmant französisch
eingefärbtem Deutsch dafür. Sie wisse ja, sagt sie
nachsichtig, das Französische sei nicht unsere Sprache. Und damit hat sie
recht, denn unsere Sprache ist das Englische, zumindest in der Popmusik. Dass Patricia Kaas nicht, wie
zum Beispiel Cher, die Festhalle füllt, sondern nur den Großen Saal der Alten
Oper, liegt an diesem Sprachproblem und vielleicht auch daran, das sie besser
singen kann als die meisten sogenannten Diven im angloamerikanisch dominierten
internationalen Pop-Geschäft. Es liegt nicht an ihrer Musik: Die hält sich,
bis auf einige Details, im angesagten angloamerikanischen Standard, auch wenn
die Gitarristen Pascal und François heißen. Die Patricia-Kaas-Fans sind
also eine etwas kleinere Gemeinde, wenn auch keine ganz kleine. Wie alle Fans wünschen
sie sich etwas zum Wiedererkennen, etwas zum Mitsingen und ein wenig Nähe. Das
mit dem Mitsingen klappt nicht immer ganz. Darum singt Patricia Kaas nicht nur,
sondern spricht auch viel zu ihrem Publikum, zum Beispiel über ihren Urlaub in
Marokko und warum das Bühnenbild so anheimelnd marokkanisch aussieht. Das hängt unter anderem damit
zusammen, dass Patricia Kaas sich in mehreren Welten bewegen muss. Sie muss
einerseits mit den internationalen Standards kompatibel bleiben, dabei zugleich
in der Branche etwas unverwechselbar Französisches verkörpern. Und zwar möglichst
so glaubhaft, dass auch ihre frankophilen europäischen Fans ihr das abnehmen. Frankophile europäische Fans
schätzen mehrheitlich eine intensive und kultivierte Atmosphäre,
wahrscheinlich auch gutes Essen und französische Weine und erwarten immer auch
ein bisschen Edith Piaf und großes Chanson. Und alles kann Patricia Kaas nun
leider nicht bedienen. Das stimmliche Potenzial hätte sie schon, aber etliche
ihrer Lieder sind eine oder mehrere Nummern zu klein, und der internationale
Standard, dem sie sich angepasst hat, stört. Es ist, als würde man aus Convenience Food vom Verbrauchermarkt ein französisches Menue zaubern wollen. Ein Stück weit gelingt das vielleicht, aber es gäbe Stellen, die wie Täuschungsmanöver aussehen würden. Im Konzert ist das zum Beispiel
der Fall, wenn der Arrangeur durch eine Ballade den Synthesizer wimmern lässt,
anstatt François zu vertrauen; wenn die brachiale Lightshow das Publikum auf
Distanz schiebt, während die Sängerin gerade um Nähe wirbt; wenn große
Gesten allzu verschwenderisch verpulvert anstatt dramaturgisch verantwortlich
eingesetzt werden. Patricia Kaas kann eigentlich
alles, was sie können muss, um den Vorschusslorbeer der Fans einzuheimsen.
Vielleicht sollte sie sich darauf beschränken. [ document info ]
Patricia
Kaas in der ausverkauften Alten Oper Frankfurt.
Mag
auch der Große Saal der Frankfurter Alten Oper am Dienstag ausverkauft und das
Publikum begeistert gewesen sein - ein Indiz für eine Renaissance des Chansons
à la Edith Piaf oder George Brassens kann und soll das wohl auch nicht sein. Längst
hat die 33-jährige Sängerin aus Lothringen schließlich die Grenzen zwischen
den Stilen überwunden, bedient sie sich der bekannten Genres nur noch, um einen
persönlichen Weg zu gehen: Das Kennwort, mit dem sie sich heute die Herzen
ihrer Fans erschließt, ist eine raffinierte Mischung aus Pop und Klassik, Blues
und Schlager, Streichquartett und Rockband - Hitparadentaugliches eben, das sie
nun mal auf Französisch singt. Das
Spiel mit den erotischen Signalen gehört da ebenso dazu wie der Hauch von
Exotik, den die aus Nordafrika stammende Bühnendekoration ausstrahlt: Schwere
Teppiche an den Wänden, der Schimmer flackernder Kerzenleuchter quer über der
Bühne und das große Nomadenzelt am Rand sollen die Stimmung ihres
Marokko-Urlaubs in den kalten Norden hinüberretten. Ein
bisschen scheint das auch zu gelingen, denn so locker wie diesmal hat sich die
Kaas bei ihren bisherigen Auftritten in Frankfurt noch nicht präsentiert. Keine
Spur von »J´ai peur de tout«, wenig vom schüchternen »Entrer dans la lumière«,
nur Ansätze der einstigen Mademoiselle, die den Blues singt und als kleines Mädchen
in die viel zu großen Kleider des Vamps schlüpft. Souveränität
und Natürlichkeit strahlt die 33-Jährige heute aus. Genussvoll badet sie in
den Wogen des Beifalls, energisch dirigiert sie Band und Streichquartett,
einigermaßen erträglich absolviert sie sogar die offensichtlich
unverzichtbaren, bei vielen anderen Künstlern aber unendlich peinlichen
Mitmach- und Mitsing-Spiele mit dem Publikum. Die
Seele ihrer Lieder spüre sie nur live im Konzert, sagt sie am Anfang und singt
dann mit viel Power gegen den voluminösen Sound von E-Gitarren und Bass-Drum
an: Sogar das eigentlich romantische »Si tu rêves« gerät auf der Bühne zum
veritablen Rocksong. »Les hommes qui passent« oder »D´Allemagne« gewinnen
im Konzert an Schärfe und Kraft. Trotz
dieser Stärken bleiben die unplugged gespielten blues-getönten Lieder ihrer
Anfangszeit - von »Kennedy Rose«
über »Regarde les riches« bis zu »Mon mec a moi« - der eigentliche Höhepunkt
des gut zweistündigen Auftritts: temperamentvolle Stücke, bei denen sich die
Band mit akustischen Gitarren und kleiner Trommel um sie schart. Sehr
stimmungsvoll das anrührende »Une fille de l´est«, das Jean-Jacques Goldman
der Kaas auf den schmalen Leib geschrieben hat: Das Lied vom Mädchen aus dem
Osten Frankreichs beschreibt sehr gut die (auch politisch) besondere Situation
des deutsch-französischen Grenzgebiets - und ist damit ein Stück ihrer
Biografie. Goldman, auch Mastermind von Celine Dions »S´il suffisait d´aimer«,
entwickelt sich immer mehr zur Gallionsfigur des französischen Show-Business. Lange
vor dem Ende ist die Bühne von begeisterten Fans umlagert: Nur schade, dass
ausgerechnet bei der ebenfalls von Goldman geschriebenen Nummer »Les chansons
commencent« (die Lieder beginnen) das Gastspiel der Kaas schon beinahe vorbei
ist.
Zeitungsbericht vom Konzert in Bielefeld: Patricia Kaas gelang in der
Stadthalle die klassische Eroberung ihres Publikums VON SUSANNE HILLENS Bielefeld. Patricia Kaas tourt zur Zeit
mit Stücken ihrer neuen CD "Le mot de passe" (Das Kennwort) durch die
Republik. Ein Land, das ihr nicht fremd ist - schließlich hat sie mit ihren
Eltern im Elsässischen gelebt. Ihrem charmanten Akzent widersteht niemand - der
Flirt mit dem Publikum gelingt. Licht aus - Schwarzlicht an.
Die Diva des verpoppten Chansons steigt mit "Si tu rêves" (Wenn du träumst)
ein, einem Stück ihrer neuen CD. Träume sind wichtig für Patricia Kaas, sie
sind einer der Gründe, warum sie nach mehr als zehn Millionen verkaufter
Platten immer noch auf der Bühne steht. "Ich lebe einen
Traum", sagt sie auf die Frage, was sie noch reizt, "und ich möchte,
dass dieser Traum weiter geht." Sehnsucht nach Wärme und
Harmonie Die Sehnsucht der Menschen nach
Wärme, Melancholie und Harmonie bedient die Kaas aufs Perfekte. Sie taucht ihre
Musiker in ein Meer aus gelb-gold-rotem Licht. Das Arrangement der Bühne
gleicht einem aufwendigen Bühnenbild für die Oper: Von oben hängen
gelb-seidene Tuchbögen, Keyboard und Drums sind von verschnörkelten Zäunen
umrankt, überall glühts in goldenen Lampen - und zur Krönung tänzelt die
zarte Kaas feengleich barfuß über bunte, marokkanische Teppiche: eine Französin
in der Märchenwelt des Orient. Wenn durch dieses Bühnenbild noch die
gelb-roten Lichtkegel sausen, und Patricia Kaas samt Geigen-Schummer und
Keyboard-Geflimmer das rockige "J'attends de nous" (Ich erwarte von
uns) singt, dann ist alles nach ihren Wünschen - und doch von allem etwas
zuviel. Aus den vier Streichern macht die Technik zwanzig - und plötzlich
versinkt die Melodie in einem schwammigen Klang-Teppich, gegen den die Französin
mit ihrer vollen Stimme fast schon ansingen muss. Die satten, überladenen
Arrangements wie bei "Les éternelles" (Die Zeitlosen) glätten das
Beste an der Kaas: ihre Widersprüchlichkeit. Diese wilde Mischung aus Zartheit,
Kindlichkeit, Unschuld und einer unglaublich erwachsenen Stimme mit Tiefe,
Weichheit und Volumen. In der Bar hat sie angefangen - und je rauchiger und
verdorbener sie den Blues singt, um so besser, um so authentischer, um so
selbstbewusster wirkt sie. Das Publikum liegt ihr zu Füßen. Der eigentliche Höhepunkt des
Konzerts war denn auch das unplugged-Medley der älteren Kaas-Stücke wie
"Kennedy Rose" oder "L'heure du Jazz". Da räkelt sie ihren
Körper nicht gewollt erotisch - da singt sie einfach nur, konzentriert, bluesig,
tief, und das Kühl-Laszive kommt von ganz allein. Da lag ihr das Publikum zu Recht zu Füßen.
Konzert auf dem Opernplatz vor der Alten Oper in Frankfurt am Main am 08.07.2004 Zeitungsberichte vom Konzert in Frankurt:
Mademoiselle Patricia Kaas darf vor Frankfurts Alter Oper den Blues aber nicht zu laut singen VON DANIEL BARTETZKO Es ist schon beeindruckend,
von welch visionären Weitsicht Goethes Satz "Frankfurt steckt voller
Merkwürdigkeiten" zeugt. Noch heute wird er Mal um Mal belegt durch
Begebenheiten, die so eigentlich nur in dieser Stadt geschehen können.
Rauchiges Timbre auf einem Kamelsattel Chansonette Patricia Kaas stellt auf dem Frankfurter Opernplatz ihr neues Album "Sexe fort" vor Vom 10.07.2004 - Von unserer Mitarbeiterin Birgit Nargang Eine deutsch-französische Freundschaft ist manchmal schwer aufrechtzuerhalten, wenn es um Musik geht. Neidvollen Blickes über den Rhein muss man sich eingestehen, dass es diesseits eine andere "Volksmusik" gibt. Das Chanson wird von Dichtern geschrieben, die manchmal Sänger oder Sängerin sind. Selbst der sentimentalste aller Chansonniers, Jaques Brel, hat niemals die dumpfe Speckigkeit, die deutschen Schlagern so anhaftet. Niemand käme auf den Gedanken, einen Schlager über "un putain" zu schreiben. Besonders nicht Marianne und Michael. Dagegen: Die Innerlichkeit und Poesie des Chanson. Sie fasziniert, im besten Fall in Text und Ton, und meistens faszinieren auch die, die ihn singen. Patricia Kaas gilt unter Fans als die "Sharon Stone des Chanson" und hat sicher dazu beigetragen, dass die Liedform wieder sozusagen "hip" wird, mit jungen Talenten wie Benjamin Biolay. Auf dem Frankfurter Opernplatz spektakelte die Dame ihr neues Album "Sexe fort" vor. Der Bühnendekorateur hatte sich enorme Mühe gegeben, die Atmosphäre eines algerischen Nachtclubs nachzustellen. Sanft getünchter Hintergrund, vor dem verspielte Lampenschirme glitzern und eine festliche Beleuchtung durch - na ja - ganz ordinäre Lichterketten. Auch der Mikroständer wurde originell mit bordeauxfarbenem Plüsch überzogen - denn es war frisch an diesem Abend. Die Kaas marschiert im voluminösen Pelz auf die Bühne, gefolgt von der Entourage (Rowdies, Kamelsattel-Schlepper, Band). Applaus im Publikum. Charmant freut sie sich, den Frankfurtern ihre neuen Lieder singen zu können. Stufe eins, in der sie eine Melange aus Blues und Rock zeigt. Die Band, wenn auch technisch versiert, nervt bisweilen ungemein. Dem eifrigen Schlagzeuger Roy will man ab und zu den Saft abdrehen, bei dem lauten Gewabere des Keyboards kommt wenig von Kaas´ Brillanz durch. Leider ist die Dame so bescheiden, die Band immer wieder zu langatmigen Soli anzufeuern. Stufe zwei gelingt besser, da nimmt die Sängerin auf einem Kamelsattel Platz und entfaltet sich dank sparsamer Begleitung erst richtig. Ihr Timbre, rauchig und vibrierend, kommt hier am besten zur Geltung. Man glaubt ihr ja, dass sie rocken kann und die Kunst der großen Posen draufhat. Allein der zweite Mantel, ein goldglitzerndes gutgeschnittenes Ding, beweist das. Aber durch die Band wird ihr Können ein wenig beliebig, zu dekorativ, zu gewöhnlich. In luftiger Korsage steht sie dann auf der Bühne und freut sich über ein elend langes Bluesharpsolo. Das Publikum ist hingerissen und steht auf, bewegt mit Patricia zusammen die Arme wellenförmig, fragt sich mit ihr, wo die Männer sind, weiß, dass sie nicht vergeben will, träumt von la nuit, und über all dem fliegen - wieder geschmackvoll, aber mal nicht arrangiert - drei Tauben im eleganten Bogen an der Bühne vorbei. Schade, dass es dabei bleibt. Vorschlag für Frau Kaas: auch mal allein mit Pianist Jean-Aurie auf Tour gehen und sich der eigenen Größe statt der Bluesharp freuen.
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